Das Limpurger Rind ist Baden-Württembergs älteste Rinderrasse. Sie wird auf der Liste der gefährdeten Nutztierrassen als „extrem gefährdet“ gelistet und wurde von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2011 gewählt.
Das Limpurger Rind hat seinen Ursprung in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg und entstand aus der Kreuzung von übrig gebliebenem Roten Landvieh und Allgäuer Vieh. Das Verbreitungsgebiet der auch als „Leintäler“ bekannten Rinderrasse umfasst überwiegend die Ländereien der einstigen Grafschaft Limpurg und somit vor allem den Raum Aalen, den Ostalbkreis, den Kreis Schwäbisch Hall und den Rems-Murr-Kreis.
Besonders zwischen 1850 und 1897 hatte das Limpurger Rind eine regelrechte Blütezeit. So konnten damals im gesamten Verbreitungsgebiet etwa 56.000 Limpurger gezählt werden. Besonders in kleinbäuerlichen Betrieben war diese Dreinutzungsrasse wegen ihrer stattlichen Milchleistung, der guten Fleischqualität und Ausschlachtung sowie der überragenden Eignung als Arbeitstier überaus beliebt. Vor allem die rahmigen Limpurger Ochsen waren zu dieser Zeit weit über die Landesgranzen hinaus bekannt. Man rühmte sich nicht nur wegen ihrer enormen Audauer und Härte im Arbeitseinsatz, denn vielmehr galten sie nämlich auch als besondere Delikatesse, die auf Grund ihrer bemerkenswerten Leichtfuttrigkeit selbst auf Grundfutterbasis prächtig gedieh.
Doch im Zuge der fortschreitenden Intensivierung der Landwirtschaft und der zunehmenden Verbreitung des Simmentaler Rindes (Fleckvieh) nahmen die Zahlen der Limpurger stetig ab. Trotz einiger Verbesserungsversuche der Rasse gelang es nicht den immensen Rückgang der Rasse aufzuhalten. So konnte schließlich in der Nachkriegszeit das Limpurger Rind nur noch in einigen kleinbäuerlichen und entlegenen Regionen des Verbreitungsgebietes angetroffen werden. Aber besonders die stetig fortwährende Mechanisierung der Landwirtschaft, die nach und nach auch in diesen Regionen Einzug hielt und einen Arbeitseinsatz der Tiere überflüssig machte, lies auch die letzten Bestände der Rasse dahinschwinden. 1963 wurde schließlich der Limpurger Zuchtverband aufgelöst und bereits Anfang der 80er Jahre galt das Limpurger Rind offiziell als ausgestorben.
1986 konnten jedoch noch im Zuge einer intensiven Nachforschungsaktion, noch einige mehr oder weniger limpurgerbütige Tiere ausfindig gemacht werden. Im Zuge dieser Wiederentdeckung wurde im Mai 1987 mit 14 Mitgliedern die Züchtervereinigung Limpurger Rind gegründet. Deren damalige Zuchtbasis umfasste lediglich 56 geeignete Kühe. Mit Hilfe des letzten noch verbliebenen Limpurger Bullen und der Einkreuzung drei sehr nahe verwandter Rinderrassen (Glan-Donnersberg, Gelbvieh und Lahnvieh), konnte der Fortbestand der Rasse aufs Erste gesichert werden. Bereits 5 Jahre später stieg die Zahl der Tiere wieder auf 117 Stück an, sodass der heutige Bestand wieder rund 450 Kühe zählt. Nach wie vor ist das Limpurger Rind stark gefährdet, doch die stetig wachsenden Tierzahlen und ein ausgefeiltes Anpaarungsprogramm deuten auf eine positive Zukunft hin.
Das Limpurger Rind ist charakteristisch hellgelb bis rotgelb gefärbt und verkörpert ein langlebiges, leichtfuttriges und robustes Zweinutzungsrind mit gleichwertiger Gewichtung der Fleisch- und Milchleistung. Ausgewachsene Kühe sollen eine Widerristhöhe von etwa 135cm bei rund 650kg aufweisen, während die Bullen bei einer Wiederristhöhe von rund 145cm gut 1000kg auf die Waage bringen sollen. Betrachtet man sich die Summe dieser Rasseneigenschaften, kann man das Limpurger Rind durchaus als die nahezu perfekte Mutterkuhrasse bezeichnen.
Gerade an diese, schon seit altersher geschätzten und vorzüglichen Eigenschaften dieser Rinderrasse, knüpft das mit Slow Food Deutschland initiierte Nischenprodukt „Weideochse vom Limpurger Rind“. Dabei müssen die Weideochsen sehr langsam wachsen und nach strengen Kriterien gehalten und gefüttert werden. Die Ochsen dürfen dann frühestens mit 25 Monaten geschlachetet werden dürfen und auch die anschließende Fleischreifung ist streng definiert.
Seit einiger Zeit findet man das Limpurger Rind vermehrt auch auf Schul- und Lehrbauernhöfe, als Museumstier in Freilichtmuseen oder sogar als Milchrind in der Wilhelma, sodass es nicht nur als besondere Delikatesse in aller Munde ist, sodern vielmahr auch als ein Stück Heimat und unverfälschtes Kulturgut Baden-Württembergs erhalten bleibt.
Franken, Stuttgart, Ostwürttemberg
Leider ist das Fleischangebot vom „Weideochsen vom Limpurger Rind“ noch sehr klein, sodass diese Spezialität noch durchaus einen Seltenheitswert hat. Sonstige Fleisch- und Milchprodukte vom Limpurger Rind findtet man in ausgesuchten Läden, Hofläden und Regionalmärkten.
Zutaten:
Zubereitung:
Das Fleisch in grobe Stücke schneiden sowie das Gemüse würfeln. Alles zusammen in eine große Schüssel geben und den Wein darübergießen. Auch das Lorbeerblatt sowie die Petersilien- und dem Tymianzweigchen dazugeben. Anschließend alles gründlich vermischen, die Schüssel mit Frischhaltefolie bedecken und mindestens 24h im Kühlschrank ruhen lassen.
Das Fleisch aus der Marinade nehmen, gründlich abtropfen lassen und die Marinade bei Seite stellen. Unterdessen in einem schweren Schmortopf etwas Öl erhitzen und darin den Speck knusprig anbraten. Nun das Fleisch dazugeben und kräfig anbraten, sodass es rundum schön gebräunt ist. Den Senf untermischen und einige Minuten weiterbraten, bevor das Fleisch mit der Gemüsemarinade und 100ml Wasser abgelöscht wird. Unter häufigem Rühren aufkochen und schließlich bei mittlerer Hitze etwa 3,5 Stunden schmoren lassen. Vor dem Servieren noch die Kräuterzweigchen aus der Soße nehmen.
Als Beilage dazu passen hausgemachte Bandnudeln oder Salzkartoffeln.
Züchtervereinigung Limpurger Rind e.V.
Echartshäuser Str. 41,
74532 Ilshofen
Tel: 07904-7007-3519
E-Mail: Limpurger@Rind-BW.de
http://www.limpurger-rind.de/cms/
Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.
Walburger Str. 2,
37213 Witzenhausen
Tel: 05542-1864
E-Mail: info@g-e-h.de
http://www.g-e-h.de
Slow Food Deutschland e.V. „Weideochse vom Limpurger Rind“
Geschäftsstelle
Luisenstr. 45,
10117 Berlin
Tel: 030-24625939
https://www.slowfood.de/biodiversitaet/die_arche_passagiere/weideochse_vom_limpurger_rind/
Hans Hinrich Sambraus:
Gefährdete Nutztierrassen: Ihre Zuchtgeschichte, Nutzung und Bewahrung
Eugen Ulmer, 3 Auflage, 27.September 2010
ISBN-10: 3800164140
Hans Hinrich Sambraus:
Farbatlas Seltene Nutztiere: 240 Rassen aus aller Welt
Eugen Ulmer, 1 Auflage, 26. April 2010
ISBN-10: 3800158655
Kai Frölich, Susanne Kopte:
Alte Nutztierrassen: Selten und Schützenswert
Cadmos, 1 Auflage, 1.Februar 2010
ISBN-10: 3861276798
Martin Haller:
Seltene Haus- und Nutztierrassen
Leopold Stocker, 2 Auflage, 2000
ISBN-10: 3702008934