Crailsheimer Horaff


Löwe


Beschreibung

Der Crailsheimer Horaffe ist ein Hefegebäck. Er ist 18 cm lang, 8 cm breit und wiegt etwa 70g. Das besondere dieser Crailsheimer Spezialität ist ihre Form: der Horaffe ähnelt einem gerundeten W oder gemäß seiner legendären Herkunftsgeschichte einem wohlgeformten weiblichen Po.
Etwa 5 Bäckereien stellen heute in Crailsheim ganzjährig Horaffen her. Ursprünglich buk man das Crailsheimer Symbolgebäck nur am Mittwoch vor Estomihi (dem Fastnachtssonntag) und verteilte es an Arme und Kinder. Dieser Tag hat für die Crailsheimer eine ganz besondere Bedeutung: Im Jahre 1380 konnte sich die Stadt von der Belagerung durch die Reichsstädte Hall, Rothenburg und Dinkelsbühl befreien. Bis heute begeht man Estomihi daher als Stadtfeiertag und verschenkt die Horaffen an Schulkinder.


Herkunftsgeschichte

Hefegebäck mit der Bezeichnung Horaff gibt es in verschiedenen Formen bereits seit dem Mittelalter. An mehreren Orten Baden-Württembergs verteilte man es zu bestimmten Feiertagen an die Armen.

Die Herkunft des Namens ist bis heute umstritten: Der Crailsheimer Stadtgeschichte nach ist die Bezeichnung „Horaffe“ auf den Spottnamen -haariger Affe? zurück zu führen, den die Crailsheimer von ihren Belagerern im 14. Jh. erhielten. Auch „offenes Horn“ (wegen der Form) wird als Pate angenommen oder aber der Monat Hornung (ältere Bezeichnung für Februar), da das Gebäck mancherorts nur in der Fastnachtszeit gebacken wird.


Wissenswertes

In einer Crailsheimer Bäckerordnung ist das Gebäckstück erstmals 1530 als -Hornaff verzeichnet. Hinter der Umbenennung in Horaff oder Haaraffe verbirgt sich hier eine kuriose und sagenhafte Geschichte:
Es heißt, dass im Jahre 1379/ 1380 die Reichsstädte Hall, Rothenburg und Dinkelsbühl die Stadt Crailsheim belagerten. Als die Lebensmittel knapp wurden entschlossen sich die Crailsheimer zu einer schlauen Taktik: Um Ãœberfluss zu demonstrieren, stellten sie aus den letzten Mehlvorräten Horaffen her und warfen sie zu den Feinden hinüber. Zur Unterstreichung dieser Tat stieg die Bürgermeisterin kurzerhand auf die Mauer und zeigte den Feinden unverblümt ihr üppiges Gesäß. Ihre Rechnung ging auf: Die Belagerer zogen ab. Geblieben ist der Spottname “ haariger Affe“ den die Feinde der tapferen Bürgermeisterin zuriefen.

Die mutige Tat der Bürgermeisterin wurde Gegenstand mehrerer Gedichte. Einem Autor zufolge war das Hinterteil der Dame mit Bart und Augen bemalt, woraufhin die Feinde „Haaraffe“ riefen. Entsprechend beschreibt er das Symbolgebäck: „Ein Backwerk ganz aparter Art wie doppelte Halbmonde, gibt uns noch von dem großen Bart und von den Formen Kunde.“

Im 19. Jahrhundert erfährt der Horaffe eine „Patriotisierung“ und erscheint nun regelmäßig auf Postkarten, Notgeldmünzen oder auf einem 1919 gedruckten Ehrengruß an heimgekehrte Crailsheimer Soldaten. Die Engel-Brauerei nutzt den Horaff erstmals in den 20er Jahren zur Produktwerbung und er ist noch immer auf ihrem Signet zu sehen. Der Horaff ist heute ein Erkennungszeichen der Stadt. Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit weiblichen Rundungen betitelte man ihn gar schon als „Sex-Symbol Crailsheims“.
(Quelle: S.Sackstätter. Texte der Ausstellung: Der Horaff. Eine Stadt schafft sich ein Symbol. Fränkisch-Hohenlohesches Heimatmuseum. Crailsheim: 1993)

Region

Franken, Stuttgart, Unterer Neckar

Franken, Stuttgart, Unterer Neckar

Saison

Heute ganzjährig, traditionell zur Fastnachtzeit.


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Zubereitung

Zutaten und Herstellung

Zur Herstellung des Horaffen benötigt man die Zutaten für einen Hefeteig. Man verarbeitet Mehl, frische Hefe, Milch, Eier, Zucker und Butter zu einem Teig und lässt ihn eine Weile gehen.

Die typische Horaffen-Form ist das Wichtigste dieser baden-württembergischen Spezialität: Entweder man fertigt aus dem Teig eine Rolle, schneidet diese von der Mitte aus ein und biegt die Stränge links und rechts weg oder man rollt den Teig zu einem gleichmäßigen Strang von ca. 35 cm aus und legt ihn in Form einer nach oben offenen Drei aufs Blech. Nachdem der Horaff gut aufgegangen ist, wird er im Ofen gebacken (siehe auch „Wissenswertes“).

Verzehr

Mit Zuckerguss glasiert oder naturbelassen schmecken die Horaffen nicht nur zur Kaffeezeit, sondern auch als Leckerei zwischendurch.

Zubereitung

  • 500 g Mehl
  • 20 g Hefe
  • 200 ml lauwarme Milch
  • 80 g Zucker
  • 80 g Butter
  • 1 Ei
  • Abgeriebene Schale von einer ½ Zitrone

Das Mehl in eine große Schüssel sieben und eine Mulde drücken. Hefe und die weiteren Zutaten hinzugeben und verkneten. Etwas Mehl darüber streuen und zugedeckt an einem warmen Platz 20 – 30 Minuten gehen lassen bis sich das Volumen etwa verdoppelt hat.

Danach den Teig nochmals kneten und zu Stücken á 70g abwiegen. Diese zu einem 18 cm langen Strang rollen. Er sollte etwa zeigefingerdick und nach unten etwas dünner sein. Von der Mitte aus wird die Teigrolle nun zum dicken Ende hin eingeschnitten, halbiert und nach links und rechts so weggebogen, dass ein gerundetes „W“ entsteht. Alternativ kann man einen 35cm langen Strang rollen und in Form einer 3 auf das Blech legen.

Der Teig wird mit Ei bestrichen und im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad goldbraun gebacken. Anschließend kann man die Horaffen mit Zuckerguss glasieren und auf Wunsch mit gerösteten, geriebenen Haselnüssen bestreuen. Als Konditoreiartikel werden sie auch aus Makronenmasse gebacken mit Nougatcreme gefüllt und mit Schokolade überzogen.

(Quelle: Deutschlands kulinarisches Erbe. Ars vivendi Verlag, Cadolzheim: 1998.)


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Weitere Informationen

Verbreitung

In und um Crailsheim

Kontakt

Baier Brot- und Feinbäckerei
Herr Baier
Lange Straße 36
74564 Crailsheim
Tel: 07951/ 5587
Fax: 07951/ 8793

info@baeckerbaier.de
www.baeckerbaier.de

Literatur

Deutschlands kulinarisches Erbe. Ars vivendi Verlag, Cadolzheim: 1998.


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